Stellungnahme der dggö zum Referentenentwurf zur Änderung der Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV)
Stellungnahme
Zum Referentenentwurf zur Änderung der Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV) des Bundesministerium für Gesundheit hat die dggö eine Stellungnahme veröffentlicht.
Die Stellungnahme als PDF
Die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie e.V. (dggö) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. In ihr sind mehr als 700 Gesundheitsökonominnen und Gesundheitsökonomen organisiert. Zum Referentenentwurf nimmt die Fachgesellschaft aus gesundheitsökonomischer Perspektive Stellung.
Die dggö begrüßt den Vorstoß des Bundesministeriums für Gesundheit zur GIGV.
- Interoperabilität im Gesundheitswesen bedeutet Interdisziplinarität.
- Interoperabilität im Gesundheitswesen bedeutet, bestehende Effizienzreserven zu heben.
Ein wesentlicher Effekt von Digitalisierung ist die mehrfache Datennutzung. Die mehrfache Datennutzung führt zur Betrachtung des Datenlifecycles von der elektronischen Quelle bis in das elektronische Archiv. Die Erzeugung, Nutzung und datenschutzkonforme Verarbeitung elektronischer Patientendaten aus Versorgung und Forschung bieten die Möglichkeit zur vielfältigen Verbesserung des deutschen Gesundheitssystems.
Um diese Verbesserungen gesundheitsökonomisch messen zu können, bedarf es strukturierter, semantisch annotierter Datenelemente, zusätzlicher Metadaten und Nutzungsdaten. Es sollte daher auch das Ziel sein, diese Nachnutzung von erhobenen Daten nicht nur aus medizinischer und versorgungsprozessbezogener Sicht in den Fokus von künftigen Verordnungen zu nehmen. Dazu steht die dggö aus gesundheitsökonomischer Perspektive für den Dialog bereit.
Klinische Forscher und Professionals aus der Versorgung sind direkt auf medizinischen Daten angewiesen. Gesundheitsökonomen, Versorgungsforscher, Datenanalysten und weitere Professionals können die oben beschriebenen Daten (secondary use) ebenfalls für Fragestellungen nutzen. Hierauf muss in Zukunft ein Fokus gelegt werden und der Datenlifecycle und die Interprofessionalität unterstützt werden.
Die Datennutzung führt zu einer Trennung von der bisherigen Dokumentenbetrachtung. MIOs sind zunächst elektronifizierte Dokumente. Damit ist ein wichtiger Schritt der digitalen Transformation gelungen und wird durch die GIGV verstetigt. Das begrüßen wir sehr!
Der interoperable Datenaustausch kann nur auf international anerkannten Vorgehensweisen gelingen, nationale Anforderungen sind mit internationalen Standards zu harmonieren. Dabei sind Standards von HL7, FHIR und IHE-Profile als relevantes Rahmenwerk zu nennen.
Politisches Ziel sollte auch eine auf internationalen Standards basierende deutsche Rahmenarchitektur sein, die durch ein deutschlandweites Dokumenten-Daten-Architekturbild ergänzt wird und damit ein Modell vorgibt, an dem sich die Akteure orientieren können. Ein Dokumenten-Daten-Architekturbild ermöglicht den Akteuren eine datenschutzkonforme Übersicht der aktuellen Dokumenten- und künftigen Datenaustauschbeziehungen der einzelnen Institutionen und Aktensysteme im Gesundheitswesen. Nur dann kann secondary use funktionieren.
Im Gesundheitswesen muss die elektronische Erzeugung, Verarbeitung und die Archivierung von Daten das Ziel sein, um die positiven Effekte der mehrfachen Nutzung von „eDaten“ zu heben. Hierzu bedarf es weiterer Forschungsarbeit, die unterstützt werden muss. Insbesondere die Forschung zu den Kosten, Nutzen und den vielen Effekten von E-Health-Anwendungen ist hier zu nennen. Die dggö unterstützt diese Schritte durch die Etablierung einer Roadmap zur Evaluierung von E-Health-Anwendungen.
Wenn für die Versorgung die Effekte digitaler Anwendungen besser beschrieben werden können, steht der Gesundheitspolitik, der Selbstverwaltung und allen weiteren Akteuren des Gesundheitswesens eine rationale Diskussions- und Arbeitsgrundlage zur Verfügung.
Vorstand der dggö:
Prof. Dr. Amelie Wuppermann
Prof. Dr. Jürgen Wasem
Prof. Dr. Juliane Köberlein-Neu
Prof. Dr. Hendrik Schmitz
Federführung: Prof. Dr. Cordula Kreuzenbeck, Stefan-Müller-Mielitz
Rückfragen: vorstand@dggoe.de