Vortragssitzung

Poster 1: Aktuelle Themen

Talks

Das Belastungserleben von Intensivpflegekräften in Zeiten der Corona-Pandemie
Philipp Köbe

Einleitung / Introduction

Die Corona-Pandemie bedeutete eine deutliche Zusatzbelastung für Pflegekräfte auf Intensivstationen. Die zusätzlichen Schutzmaßnahmen einerseits sowie eine ausgedehnte personelle Inanspruchnahme mit Zusatzdiensten andererseits, könnten eine erhebliche Stressbelastung für die entsprechende Pflegenden-Gruppe bedeuten. Die Auswirkungen der Lockdowns führten zudem neben den beruflichen Veränderungen auch zu neuen (erschwerenden) Situationen im privaten Umfeld. Wie hat sich das Stressempfinden im Laufe der Corona-Pandemie bei den Intensiv-Pflegekräfte verändert?

Methode / Method

Zunächst findet eine Abgrenzung der Begriffe im Rahmen der Pandemie sowie der Pflegesituation auf Intensivstationen statt. Im Rahmen einer quantitativen Datenerhebung haben 142 Pflegefachpersonen verschiedener deutscher Intensivstationen ihr Belastungsempfinden abgegeben. Die Datenerfassung erfolgte anhand von zwei wissenschaftlich etablierten Befragungsinstrumenten zur Stressmessung. Einerseits wurde das Stress- und Coping-Inventar (SCI) nach Satow herangezogen. Andererseits wurden Teile des Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) für die Befragung genutzt. Die Ergebnisse wurden mit dem derzeit laufenden VOICE-Online Survey zur Erfassung der psychosozialen Belastungen und Ressourcen von Mitarbeitern im Gesundheitswesen verglichen. Ein besonderer Fokus lag auf der Anzahl zu verantwortender Patienten und dem Beschäftigungsumfang (Voll- oder Teilzeit).

Ergebnisse / Results

Das Ergebnis der Auswertung zeigt, dass die Corona-Pandemie einen signifikanten Einfluss auf das Belastungsempfinden der Intensivpflegekräfte hat. Intensivpflegekräfte, die drei bis vier Patienten betreuen weisen einen signifikant ausgeprägteren Erschöpfungszustand auf als Intensivpflegekräfte, die nur ein bis zwei Patienten betreuen. Allerdings lassen sich diese Ergebnisse nicht konkret auf COVID-19 Patienten beschränken, sondern nur auf die Situation während der Pandemie insgesamt. Vollzeitkräfte weisen zudem einen signifikant höheren Erschöpfungszustand auf als Teilzeitkräfte. Die Auswertung der Ergebnisse belegt, dass Intensivpflegekräfte während der fortlaufenden Corona-Pandemie psychische und physische Belastungen erfahren und diese unterschiedlich stark bewerten. Darüber hinaus wird anhand der Ergebnisse deutlich, dass sie die Belastungen individuell verarbeiten und verschiedene Bewältigungsstrategien nutzen. Besonders hervorzuheben ist hier die soziale Komponente, also die Unterstützung durch Kollegen, Vorgesetze, Freunde, Partner oder die Familie.

Zusammenfassung / Conclusion

Es kann belegt werden, dass das Belastungsempfinden von Intensiv-Pflegekräften im Verlauf der Corona-Pandemie zugenommen hat. Die Zunahme der Belastungen fallen je nach Arbeitsaufwand (Anzahl zu versorgender Patienten) und Beschäftigungsumfang unterschiedlich stark aus.


Authors
Melina Trimborn, Uniklinik Köln
Philipp Köbe, Universität Witten/Herdecke
Virtuelle Analyse und Simulation der Prozesse im OP-Bereich unter Berücksichtigung der ergonomischen Arbeitsbelastung
Lisanne Kremer, Hochschule Niederrhein
Lea Leeser, Hochschule Niederrhein

Einleitung / Introduction

Der Operationsbereich (OP) ist der größte Kostentreiber (ca. 1/3 der Kosten) in der Krankenhausversorgung, erwirtschaftet aber ca. 40% der Erlöse (Welk & Bauer 2015; Möller 2015). Er zeichnet sich aus durch einen hohen Grad an Multiprofessionalität, Schnittstellen und somit Prozessorganisation (Beckmann 2010). Diese Faktoren bedingen eine hohe physische und psychische Belastung der Beschäftigten (Berentzen & Lennartz 2010). David (2016) zeigt, dass insbesondere präoperative Kernprozesse Verzögerungen (31% der Gesamtwartezeit) bedingen. Aufgrund der räumlichen, prozessualen und personellen Komplexität des Systems OP bietet es sich an, die Realität in einem Software-Modell nachzubilden, in virtueller Realität (VR) zu visualisieren und zu verändern, um die Realitätstreue und Korrektheit der Modelle zu testen und alternative Modelle zu evaluieren (Gadatsch 2020; Dörner et al. 2019). Ziel der Untersuchung ist eine Exploration der Möglichkeiten der Analyse verschiedener Parameter im VR-Modell und deren anschließende Evaluation.

Methode / Method

Zur virtuellen Prozesssimulation, virtuellen Arbeitsgestaltung und Ergonomiebewertung wird eine Simulationssoftware (Ema WorkDesigner) genutzt. Diese ermöglicht die Planung von Prozessen, die Einpflege digitaler Menschmodellen, deren Interaktionen sowie eine Ablaufanalyse in der Dimension Zeit. Prozesse können parallel zueinander simuliert, analysiert und systematisch verbessert werden. Neben einem optimierten Grundriss des OP-Bereichs werden die für den Prozess notwendigen Objekte (z.B. Patientenbett) in die Simulation eingepflegt. Fokussiert wird der beispielhafte Prozess des Transports mit anschließender Umbettung (Lagerung) vom Bett auf den OP-Tisch.

Ergebnisse / Results

Die (virtuelle) Simulation ermöglicht die (parallele) Veranschaulichung der OP-Prozesse. Die mehrdimensionale Analyse ermöglicht die kombinierte Bewertung von Prozesskennzahlen und der Ergonomiebewertung. Eine Analyse der Laufwege und der Zeiterfassung zeigt erste Hinweise, dass der Prozessabschnitt effizienter gestaltet sein könnte, oder Abstände zwischen Menschen gering sind und Virusübertragungen fördern. Die simulierte Veränderung von Arbeitshöhen zeigt z.B. die Auswirkung auf ergonomische Bewertungen, aber auch zeitliche Prozessveränderungen. Das Eintauchen in die VR-Umgebung ermöglicht Fachkräften die realitätsnahe Erfahrung und Diskussion von Veränderungen.

Zusammenfassung / Conclusion

Die virtuelle Simulation hat ein sehr hohes Potenzial, bestehende Prozesse und weitere (ergonomische) Parameter zu analysieren und zu variieren, um beispielsweise die Effizienz durch parallele Prozesse zu verbessern oder die Mitarbeitergesundheit durch besseres ergonomisches Arbeiten zu fördern. Weitere Forschung erfolgt derzeit u.a. in der Entwicklung weiterer, anwendungsbereichsbezogener Kennzahlen und Standards.


Authors
Lisanne Kremer, Hochschule Niederrhein
Lea Leeser, Hochschule Niederrhein
Robert Gutu, Hochschule Niederrhein
Thomas Lux, Hochschule Niederrhein
Die Folgekosten der Pandemie für Kinder und Jugendliche
Philipp Köbe, Universität Witten/Herdecke

Einleitung / Introduction

Die Corona-Pandemie führte neben den direkten gesundheitlichen Auswirkungen infolge von COVID-19 Infektionen auch zu indirekten Kollateralschäden durch Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Pandemiegeschehens. Zu nennen ist hier die Auswirkung von Schulschließungen, Lockdowns und weiteren Beschränkungen im sozialen Umfeld. Besonders betroffen sind dabei Kinder und Jugendlichen, die einer vollkommen unbekannten Stresssituation ausgesetzt wurden. Die indirekten Auswirkungen auf die mittel- und langfristige Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und die damit verbundenen Folgekosten für das Gesundheitssystem sind Gegenstand dieser Untersuchung.

Methode / Method

Die Studie baut auf einer Einschätzung von Experten aus den verschiedenen Feldern der Kinder- und Jugendmedizin auf. Zunächst wurde in Fokusgruppen die Grundthematik der Studie abgesteckt, um die möglichen indirekten gesundheitlichen Pandemie-Auswirkungen bei Kindern und Jugendlichen zu erörtern. Im zweiten Schritt wurde eine Delphi-Befragung unter Experten durchgeführt. In der ersten Befragungsrunde wurden die häufigsten Diagnosen mit mittel- und langfristigen Gesundheitseinschränkungen abgefragt und deren voraussichtlicher Therapieumfang. In der zweiten Befragungsrunde haben die Experten zu den Top 15 Krankheitsbildern aus dem somatischen sowie psychologischen Bereich ihre Einschätzung hinsichtlich der Häufigkeit, Ausprägung, Therapiedauer und Ressourcenverbrauch (Medikamente, amb./stat. Therapie) abgegeben. Daraus wurden Folgekosten hergeleitet.

Ergebnisse / Results

Die Studie gibt einen groben Überblick über die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland. Sie zeichnet ein Bild darüber, wie viele Kinder und Jugendliche unter den Folgen der Maßnahmen auf mittlere und lange Sicht leiden werden, welche Krankheitsbilder besonders häufig vorkommen und inwieweit diese zukünftige Versorgungskosten verursachen. Zum Zeitpunkt der Einreichung ist noch keine konkrete Quantifizierung möglich, da sich die Studiendaten derzeit noch in der Auswertung befinden.

Zusammenfassung / Conclusion

Die Studie befindet sich zurzeit noch in der Durchführung, wird jedoch bis zur Präsentation abgeschlossen sein. Aufgrund der Aktualität des Themas sollen die Ergebnisse zunächst als Poster bei der Jahrestagung präsentiert werden. Die Studie liefert zunächst lediglich erste Anhaltspunkte. In einem weiteren Schritt könnte mit verschiedenen Szenarien versucht werden, eine genauere Prognose der Folgekosten herzuleiten, wenn unterschiedliche Parameter der zukünftigen Versorgung mit einbezogen werden. Dies ist jedoch nicht Gegenstand dieser Untersuchung.


Authors
Philipp Köbe, Universität Witten/Herdecke
Inhouse Arzneimittellogistik im Krankenhaus in Zeiten der SARS Covid-19 Pandemie
Johannes Kriegel, University of Applied Sciences Upper Austria

Einleitung / Introduction

Die SARS Covid-19 Pandemie stellt die Krankenhäuser vor die Herausforderung, aufgrund von Infektionsgeschehen, Krankheitsverläufen und Hygieneanforderungen, seine komplexe, fragmentierte und arbeitsteilige Leistungserbringung, an die veränderten Anforderungen anzupassen. Zwischen den verschiedenen Abteilungen, Fachdisziplinen sowie Professionen treten aktuell unterschiedliche Versorgungslücken, Abstimmungsfehler oder Informationsasymmetrien auf, die die Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität im Krankenhaus beeinträchtigen. Dies betrifft insbesondere auch die Arzneimittelversorgung und -therapie. Es ergibt sich die Frage: Wie müssen, unter dem Einfluss der SARS Covid-19 Pandemie, die bestehende und zukünftige Ausgestaltung der inhouse Arzneimittelversorgung zur Sicherstellung und Verbesserung der Patientenversorgung am Point of Care in Krankenhäusern ausgestaltet sein?

Methode / Method

Auf Basis einer semi-strukturierten Literaturrecherche wurden mittels einer Online-Umfrage unter Krankenhausapothekenleitungen im deutschsprachigen Raum, die unterschiedlichen Zielsetzungen, Herausforderungen und Lösungsansätze der inhouse Arzneimittelversorgung im Krankenhaus, aus der Perspektive der Krankenhausapothekenleitungen, erhoben und analysiert. Die Online-Befragung erfolgte vom 4.2.2021 bis zum 12.2.2021 (9 Tage) unter Mitgliedern der Krankenhausapothekenleitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (N=332). Der Rücklauf betrug n=44. Daraus ergibt sich eine Rücklaufquote von 13,3 %.

Ergebnisse / Results

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die inhouse Arzneimittelversorgung im Krankenhaus zentral für die stationäre Patientenversorgung ist. Ferner wird deutlich, dass dieser Unterstützungsprozess, neben der grundlegenden Apothekenlogistik, auch eine Vielzahl wissensbasierter Dienstleistungen umfasst. Bezüglich der Zielsetzung der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus gilt es, nach Auffassung der befragten Apothekenleitungen, die übergreifende und patientenorientierte Zielsetzung gemeinsam durch Health Professionals und Apotheke abzustimmen. Es wird deutlich, dass neben der Kommunikation zwischen Health Professionals und Apotheke, der Apotheke als aktivem Akteur, insbesondere die Arzt-Pharmazeut-Interaktion und das damit verbundene Vertrauensverhältnis, entscheidend für die Versorgungssicherheit und -qualität in der Patientenversorgung sind.

Zusammenfassung / Conclusion

Die Einschätzungen der befragen Apothekenleitungen veranschaulichen, dass neben den Einflüssen der SARS Covid-19 Pandemie zusehends branchenübergreifende Trends der Logistik und Beschaffung, wie beispielsweise Einkaufsgemeinschaften, automatisierter Transport, Umschlag und Lagerung, an Bedeutung erlangen sowie die klinische Pharmazie an Gewicht gewinnt. Ausgehend von den identifizieren aktuellen Zielsetzungen, Herausforderungen und Lösungsansätzen sowie den damit verbundenen Handlungsbedarfen, ergibt sich die Notwendigkeit einer transparenten, vernetzten sowie zielgerichteten inhouse Arzneimittelversorgung im Krankenhaus. Neben der Weiterentwicklung der operativen Ausgestaltung gilt es, zukünftig verstärkt die strategische Ausrichtung und Ausgestaltung, beispielsweise mittels eines erweiterten Geschäftsmodells, der inhouse Arzneimittelversorgung im Krankenhaus zu forcieren.


Authors
Johannes Kriegel, University of Applied Sciences Upper Austria / UMIT Tirol