Vortragssitzung

Apotheken und Arztnetze

Talks

Strukturierte Befragung von organisierten Arztnetzen zur aktuellen Netzstruktur sowie vereinbarten Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungsqualität
Saskia Kropp, Technische Universität München

Einleitung / Introduction

In den letzten 20 Jahren wurde eine stärkere Vernetzung von niedergelassenen Ärzt:innen in Arztnetzen gefördert, etwa durch die Möglichkeit Arztnetze als Strukturverträge und Modellvorhaben rechtlich zu verankern. Es gibt allerdings kaum wissenschaftliche Untersuchungen zur aktuellen Organisation von existierenden Arztnetzen, deren Kommunikationsstrukturen sowie vereinbarten Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Die strukturierte Befragung von organisierten Arztnetzen im Rahmen des Projekts „ATP Arztnetze“ hatte zum Ziel eine Übersicht zur aktuellen Netzstruktur sowie zu Initiativen zur Qualitätsmessung in den befragten Arztnetzen zu geben.

Methode / Method

Es wurde eine Befragung mittels Fragebogen in den KV Regionen Bayern, Brandenburg und Westfalen-Lippe durchgeführt. Hierfür wurde aus jedem Arztnetz mindestens eine Vertreter:in per Mail kontaktiert mit der Bitte den angehängten Fragebogen auszufüllen. Eine Liste bestehender Arztnetze wurde von der Agentur deutscher Arztnetze zur Verfügung gestellt. Im Fragebogen wurden konkret die Themenbereiche Arztnetz- und Netzmanagementstruktur, Qualitätsmessung, kooperative Berufsausübung sowie Kommunikation mit mitbehandelnden Ärzt:innen abgefragt. Zuletzt wurden auch wahrgenommene Erfolgsfaktoren und Hürden bei der Implementierung von Arztnetzen eingeholt. Der Fragebogen enthielt sowohl quantifizierbare als auch qualitative Items. Die erhaltenen Fragebögen wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse / Results

Insgesamt wurden 49 ausgefüllte Fragebögen dokumentiert. Die Befragung lieferte Einblicke hinsichtlich aktueller Struktur und Qualitätsmanagement der Arztnetze. Mehr als vier Fünftel der Arztnetze wird demnach von einem hauptamtlichen Netzmanagement geführt. In der Befragung zeigte sich weiterhin, dass die Mehrheit der Arztnetze Qualitätsindikatoren zur Darstellung der Versorgungsqualität nutzt. Auch finden Qualitätszirkel regelmäßig statt, jedoch werden Peer-Review Verfahren weniger genutzt. Durch regelmäßiges Feedback auf Grundlage von Indikatoren konnte in vielen Fällen eine Verbesserung von Indikatoren erreicht werden. Darüber hinaus unterstützen die Ergebnisse der Umfrage den Eindruck, dass die Motivation an Arztnetzen aktiv teilzunehmen insbesondere bei jüngeren Leistungserbringer:innen hoch ist.

Zusammenfassung / Conclusion

Die Ergebnisse aus der Befragung der Arztnetze geben einen Überblick über die aktuelle Organisation von Arztnetzen in Deutschland und deren vereinbarten Initiativen zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Auch können wahrgenommene Erfolgsfaktoren und Hindernisse aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden abgeleitet und bei der weiteren Implementierung von Arztnetzen berücksichtigt werden.


Authors
Sebastian Franke, Technische Universität München
Iryna Iashchenko, Technische Universität München
Leonie Sundmacher, Technische Universität München
Operationalisierung einer Schätzung des Apothekenbedarfs in Bayern - Ergebnisse einer Expert:innenbefragung
Andrea Feldhus, Technische Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie

Einleitung / Introduction

Gemäß § 1 Abs. 1 ApoG verantworten Apotheken die „Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln“. Zudem erfüllen sie weitere darüber hinausreichende Leistungen, wie beispielsweise Beratungen oder die Anfertigung von Rezepturen. Um in Anbetracht des Apothekenrückgangs und des zugleich ansteigenden Bedarfes an Apothekenleistungen in den vergangenen Jahren auch zukünftig eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und sonstigen Leistungen der Apotheken sicherzustellen, hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ein Forschungsprojekt beauftragt, die Apothekenversorgung in Bayern wissenschaftlich zu untersuchen. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts soll der Bedarf an Apotheken in Bayern anhand objektiver Kriterien der Bevölkerung (z. B. Morbidität, Alter, Geschlecht) geschätzt werden. Im Vorfeld müssen relevante Kenngrößen und Besonderheiten ermittelt und operationalisiert werden, die anschließend Eingang in eine Bedarfsschätzung auf Basis von Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse finden können.

Methode / Method

Das Vorgehen bei der Schätzung des Versorgungsbedarfs an Apotheken in Bayern wird mithilfe leitfadengestützter Expert:inneninterviews mit Vertreter:innen der Apotheken, der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens sowie der Patient:innenvertretung erarbeitet. Die Interviews beinhalten Fragen zur Operationalisierung der Bedarfsschätzung, darunter der Berücksichtigung von Apothekenleistungen, welche nicht in den Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen enthalten sind. Zudem werden weitere Besonderheiten besprochen, die in die Bedarfsschätzung einfließen sollen. Relevante Kenngrößen und Besonderheiten werden anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse herausgearbeitet.

Ergebnisse / Results

Die Expert:inneninterviews werden planmäßig bis Ende des Jahres 2023 durchgeführt. Vorläufige Ergebnisse werden bis zum Zeitpunkt der Konferenz vorliegen. Aus den Interviews extrahierte Themenfelder beinhalten Kriterien der individuellen Apotheken und Leistungen, die den Zeitaufwand in Apotheken über die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel hinaus beeinflussen. Außerdem werden konkrete (beispielsweise regionale) Besonderheiten des Apothekenmarktes herausgearbeitet. Die Ergebnisse der Interviews werden anschließend Eingang in die Schätzung des Apothekenbedarfs auf Basis von GKV-Routinedaten finden.

Zusammenfassung / Conclusion

Die Resultate der Expert:inneninterviews verfeinern den Ansatz zur Bedarfsschätzung der Apotheken durch Berücksichtigung relevanter Kenngrößen und Besonderheiten, für eine bessere Abbildbarkeit des Apothekenmarktes.


Authors
Andrea Feldhus, Technische Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie
Adriana König, Technische Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie
Franziska Claus, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Eric Faß, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Ines Weinhold, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Leonie Sundmacher, Technische Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie
Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen - Ergebnisse einer strukturierten Literaturanalyse
Josephine Thiesen, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)

Einleitung / Introduction

Öffentliche Apotheken verantworten die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Die Anzahl an öffentlichen Apotheken ist in Deutschland seit Jahren rückläufig, demgegenüber steht aufgrund der demografischen Alterung ein steigender Bedarf an Apothekenleistungen, bedingt durch die gestiegene Morbidität. Zugleich sind Kenntnisse über weitere Einflussfaktoren der Inanspruchnahme von Apothekenleistungen notwendig, eine systematische Aufbereitung dieser liegt bislang jedoch nicht vor. Der vorliegende Beitrag verfolgt daher das Ziel, Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen zu identifizieren, diese systematisch aufzuarbeiten und so zu einem besseren Verständnis der Nutzung der Apothekenversorgung beizutragen.

Methode / Method

Zur Identifizierung relevanter Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen wurde eine strukturierte Literaturrecherche in der Datenbank MEDLINE via PubMed durchgeführt. Hierbei fanden ausschließlich Studien Berücksichtigung, die ab dem Jahr 2003 publiziert wurden. Eingeschlossen wurden Studien aus Industrieländern, die die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen in Abhängigkeit bestimmter Faktoren untersuchten. Die identifizierten Einflussfaktoren wurden anschließend in individuelle, kontextuelle bzw. systemische und weitere Faktoren unterteilt.

Ergebnisse / Results

Insgesamt wurden 36 Studien eingeschlossen. Hinsichtlich individueller Faktoren wurden insbesondere das Alter (11 Studien) sowie die Morbidität und das Geschlecht (jeweils 9 Studien) als Einflussfaktoren identifiziert. In Bezug auf kontextuelle bzw. systemische Faktoren wurde das Leistungsspektrum der bzw. die individuelle Absicherung in einer Krankenversicherung (16 Studien) als Einflussfaktor identifiziert. Als weitere Faktoren identifizierte jeweils eine Studie u. a. die Art der Arzneimittelabgabe sowie die Kosten für Serviceleistungen der Apotheken.

Zusammenfassung / Conclusion

Der vorliegende Beitrag bietet einen Überblick über die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen beeinflussende Faktoren. Wenngleich wesentliche Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen identifiziert wurden, bestehen aufgrund der unterschiedlichen Ausgestaltung der Gesundheitssysteme der Erhebungsländer sowie der heterogenen Methodik der eingeschlossenen Studien hinsichtlich der Interpretation und Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Deutschland Limitationen. Weiterführende Untersuchungen, welche die Besonderheiten des deutschen Versorgungskontexts hierbei berücksichtigen, wären vor diesem Hintergrund notwendig, um Kenntnisse für eine zielgruppenspezifisch adäquate Ausgestaltung der Apothekenversorgung in Deutschland generieren zu können.


Authors
Josephine Thiesen, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Eric Faß, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Franziska Claus, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Ines Weinhold, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)
Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Apothekenleistungen – Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung in Bayern
Eric Faß, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland

Einleitung / Introduction

Hinsichtlich der Anzahl an öffentlichen Apotheken in Deutschland zeigt sich in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend. Unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung und des zu erwartenden nachfrageseitigen Anstieges des Bedarfes an apothekenspezifischen Leistungen auf Grund der demografischen Alterung ist eine zielgruppen- und regionalspezifisch adäquate Planung und Ausgestaltung der Versorgungsangebote von Apotheken von hoher Relevanz. Hierfür sind u. a. Kenntnisse über Inanspruchnahmemuster und deren Einflussfaktoren relevant. Der vorliegende Beitrag zielt auf die Identifizierung von Einflussfaktoren der Inanspruchnahme spezifischer Apothekenleistungen und ihrer Wechselwirkungen sowie deren regionale Variationen.

Methode / Method

Auf Basis eines standardisierten Fragebogens erfolgt eine telefonische Befragung der bayerischen Bevölkerung. Die hierbei aufgenommenen potenziellen Einflussgrößen wurden vorab mittels einer strukturierten Literaturrecherche erfasst. Im Rahmen der Bevölkerungsbefragung wird eine Fallzahl von n = 450 sowie eine Repräsentativität der Stichprobe in Bezug auf die Faktoren Alter, Geschlecht und Regionalität (Verteilung auf Gebietsregionen) angestrebt. Die Befragung erfolgt unter Einbindung eines CATI-Labors. Für die Auswertung sind u. a. Mediations- und Moderationsanalysen im Rahmen generalisierter linearer Modelle vorgesehen. Ein spezieller Fokus bei den Analysen liegt zudem auf der Berücksichtigung regionaler Unterschiede zwischen ländlichen Räumen und Verdichtungsräumen, welche u. a. anhand stratifizierter Modelle adressiert werden.

Ergebnisse / Results

Der Abschluss der telefonischen Befragung ist für Anfang Dezember 2023 vorgesehen. Aus diesem Grund liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Ergebnisse vor. Erste vorläufige Ergebnisse werden zum Zeitpunkt der Konferenz vorliegen.

Zusammenfassung / Conclusion

Kenntnisse über Einflussfaktoren der Inanspruchnahme sind relevant für die Ausgestaltung von apothekenspezifischen Versorgungsleistungen. Unter Nutzung von Daten einer standardisierten Befragung der bayerischen Bevölkerung werden vorab literaturbasiert ermittelte Einflussgrößen der Inanspruchnahme von Apothekenleistungen unter Berücksichtigung regionaler Variationen empirisch überprüft und Wechselwirkungen dieser herausgestellt.


Authors
Eric Faß, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
Franziska Claus, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
Josephine Thiesen, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland
Andrea Feldhus, Technische Universität München, Fachgebiet für Gesundheitsökonomie, München, Deutschland
Leonie Sundmacher, Technische Universität München, Fachgebiet für Gesundheitsökonomie, München, Deutschland
Ines Weinhold, Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2), Leipzig, Deutschland