Organisierte Sitzung

GKV-Versicherte im dynamischen Kontext von COVID-19

Hintergrund: In dieser organisierten Session werden die Ergebnisse und „lessons learned“ der Forschungsgruppe „Post‐COVID‐19 Monitoring in Routine Health Insurance Data“ (POINTED) vorgestellt. Die POINTED-Forschungsgruppe wird durch das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der Hochschulmedizin Dresden und das RKI koordiniert und bildete sich im Dezember 2020, um auf Basis von GKV-Routinedaten Evidenz für Fragestellungen zu generieren, welche für das Pandemiemanagement von Relevanz sind. Neben zwei großen Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK Plus und AOK Bayern), sowie allen großen Ersatzkrankenkassen (BARMER, DAK und TK) wird dabei auch auf die Daten einer Vielzahl von BKKen zurückgegriffen (InGef Forschungsdatenbank). Insgesamt konnten Daten von 38 Millionen GKV-Versicherten einbezogen werden. Vortrag 1: Organisation dezentraler Datenanalysen in POINTED (Dr. Martin Rößler, ZEGV) Eine zentrale Herausforderung von POINTED stellt das datenschutzrechtliche Gebot zur dezentralen Datenverarbeitung dar. In diesem Vortrag wird dargestellt, wie es im Rahmen von POINTED gelungen ist, trotz einer Vielzahl von beteiligten Analysestellen, die Ergebnisse mit Hilfe statistischer Verfahren zu poolen und damit stets die größtmögliche Datenbasis heranzuziehen. Neben klassischen Verfahren der Meta-Analyse wurden dabei auch in der Praxis selten genutzte Ansätze auf Basis suffizienter Statistiken eingesetzt. Ergänzend zu den methodischen Herausforderungen werden die Anforderungen an die Organisation und Dokumentation diskutiert. Vortrag 2: Risikofaktoren für schwere COVID-19-Erkrankungsverläufe (Falko Tesch, ZEGV) In diesem Vortrag wird das erste Ergebnis von POINTED vorgestellt. Dieses entstand im Frühjahr 2021, als aufgrund der Impfstoffknappheit Fragestellungen zur Priorisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen aufkamen. Vor dem Hintergrund des Fehlens einer Marktlösung zur effizienten Allokation der Impfstoffe hatte die im Epidemiologischen Bulletin 19/2021 publizierten Studie das Ziel, die Relevanz ausgewählter Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf in der in Deutschland lebenden Bevölkerung empirisch zu überprüfen. Erkrankungen wurden hinsichtlich ihres Risikos für einen schweren COVID-19-Verlauf untersucht und damit eine einfache, im Versorgungsalltag unkompliziert umsetzbare und dabei möglichst effektive Grundlage für die Impfrangfolge in der ambulanten ärztlichen Versorgung gebildet. Zusätzlich werden weiterführende Analysen zur Bildung eines Risiko-Scores für schwere COVID-19-Erkrankungsverläufe werden dargestellt. Vortrag 3: Post COVID-19 bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (Danny Wende, BARMER) Im weiteren Pandemieverlaufs rückten Fragestellungen bzgl. längerfristiger gesundheitlicher Folgen von COVID-19-Erkrankungen (insb. Post-COVID-19) in den Vordergrund. Im Rahmen von POINTED wurde hierbei insbesondere zuvor fehlende Evidenz zu Post-COVID bei Kindern und Jugendlichen generiert. Dazu wurden aus einer Gesamtzahl von 38 Millionen Personen alle Patienten mit einer im laborbestätigten Diagnose von COVID-19 bis zum 30. Juni 2020 identifiziert. Eine Kontrollkohorte wurde anhand eines exakten 1:5-Matchings auf Alter und Geschlecht sowie eines Propensity-Score-Matchings auf ausgewählte Vorerkrankungen gebildet. Die COVID-19- und die Kontrollkohorte wurden hinsichtlich adverser gesundheitlicher Outcomes nachbeobachtet, die mindestens drei Monate nach Indexdatum (Datum der COVID-19-Diagnose) ärztlich dokumentiert wurden. Insgesamt wurden 96 vordefinierte Outcomes zu 13 Diagnose-/Symptomkomplexen und drei Bereichen (physische Gesundheit, psychische Gesundheit, physisch/psychischer Überschneidungsbereich) zusammengefasst. Zur Schätzung der Inzidenzratenverhältnisse (IRRs) mit 95 %-Konfidenzintervallen (95 %-CI) wurde ein Poisson-Regressionsmodell verwendet. Die Ergebnisse der Studie deuten auf längerfristige gesundheitliche Folgen von COVID-19 sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen hin und erlauben damit einen ersten Einblick in die zu erwartenden Kosten der Post-COVID-Versorgung. Vortrag 4: Ausblick: Potential von Routinedaten im Rahmen des Pandemiemanagements (Josephine Jacob, InGeF) Im Rahmen von POINTED konnten wesentliche Fragestellungen des Pandemiemanagements auf einer breiten Datengrundlage adressiert werden. Hierzu mussten jedoch bedeutende Hürden überwunden und ein passfähiger Arbeitsmodus etabliert werden. Im Rahmen dieses Vortrags wird ein Resümee des bisherigen Projektverlaufs gezogen und ein Ausblick auf die künftige Nutzung von Routinedaten im Rahmen des Pandemiemanagements und anderen (Krisen-)Situationen gewagt. Folgende Fragen sollen hierbei in den Vordergrund gestellt werden: 1. Welche zentralen Herausforderungen gab es für das Projekt? 2. Welche Lösungsansätze erwiesen sich als (nicht) tragfähig? 3. Inwieweit konnten durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure Synergien erzeugt werden? 4. Welche Implikationen ergeben sich für die Bearbeitung künftiger Forschungsfragen? 5. Wie können Routinedaten noch besser genutzt werden, um zeitnah Evidenz für wichtige Fragestellungen zu schaffen?

Vorträge

Organisation dezentraler Datenanalysen in POINTED
Martin Rößler, Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden

Einleitung

Eine zentrale Herausforderung von POINTED stellt das datenschutzrechtliche Gebot zur dezentralen Datenverarbeitung dar. In diesem Vortrag wird dargestellt, wie es im Rahmen von POINTED gelungen ist, trotz einer Vielzahl von beteiligten Analysestellen, die Ergebnisse mit Hilfe statistischer Verfahren zu poolen und damit stets die größtmögliche Datenbasis heranzuziehen. Neben klassischen Verfahren der Meta-Analyse wurden dabei auch in der Praxis selten genutzte Ansätze auf Basis suffizienter Statistiken eingesetzt. Ergänzend zu den methodischen Herausforderungen werden die Anforderungen an die Organisation und Dokumentation diskutiert.

Risikofaktoren für schwere COVID-19-Erkrankungsverläufe
Falko Tesch, Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
Wende, Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden

Einleitung

In diesem Vortrag wird das erste Ergebnis von POINTED vorgestellt. Dieses entstand im Frühjahr 2021, als aufgrund der Impfstoffknappheit Fragestellungen zur Priorisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen aufkamen. Vor dem Hintergrund des Fehlens einer Marktlösung zur effizienten Allokation der Impfstoffe hatte die im Epidemiologischen Bulletin 19/2021 publizierten Studie das Ziel, die Relevanz ausgewählter Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf in der in Deutschland lebenden Bevölkerung empirisch zu überprüfen. Erkrankungen wurden hinsichtlich ihres Risikos für einen schweren COVID-19-Verlauf untersucht und damit eine einfache, im Versorgungsalltag unkompliziert umsetzbare und dabei möglichst effektive Grundlage für die Impfrangfolge in der ambulanten ärztlichen Versorgung gebildet. Zusätzlich werden weiterführende Analysen zur Bildung eines Risiko-Scores für schwere COVID-19-Erkrankungsverläufe werden dargestellt.

Post COVID-19 bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
Danny Wende, BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg)
Friedrich Loser, Techniker Krankenkasse

Einleitung

Im weiteren Pandemieverlaufs rückten Fragestellungen bzgl. längerfristiger gesundheitlicher Folgen von COVID-19-Erkrankungen (insb. Post-COVID-19) in den Vordergrund. Im Rahmen von POINTED wurde hierbei insbesondere zuvor fehlende Evidenz zu Post-COVID bei Kindern und Jugendlichen generiert. Dazu wurden aus einer Gesamtzahl von 38 Millionen Personen alle Patienten mit einer im laborbestätigten Diagnose von COVID-19 bis zum 30. Juni 2020 identifiziert. Eine Kontrollkohorte wurde anhand eines exakten 1:5-Matchings auf Alter und Geschlecht sowie eines Propensity-Score-Matchings auf ausgewählte Vorerkrankungen gebildet. Die COVID-19- und die Kontrollkohorte wurden hinsichtlich adverser gesundheitlicher Outcomes nachbeobachtet, die mindestens drei Monate nach Indexdatum (Datum der COVID-19-Diagnose) ärztlich dokumentiert wurden. Insgesamt wurden 96 vordefinierte Outcomes zu 13 Diagnose-/Symptomkomplexen und drei Bereichen (physische Gesundheit, psychische Gesundheit, physisch/psychischer Überschneidungsbereich) zusammengefasst. Zur Schätzung der Inzidenzratenverhältnisse (IRRs) mit 95 %-Konfidenzintervallen (95 %-CI) wurde ein Poisson-Regressionsmodell verwendet. Die Ergebnisse der Studie deuten auf längerfristige gesundheitliche Folgen von COVID-19 sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen hin und erlauben damit einen ersten Einblick in die zu erwartenden Kosten der Post-COVID-Versorgung.

Ausblick: Potential von Routinedaten im Rahmen des Pandemiemanagements
Josephine Jacob, InGef – Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH

Einleitung

Im Rahmen von POINTED konnten wesentliche Fragestellungen des Pandemiemanagements auf einer breiten Datengrundlage adressiert werden. Hierzu mussten jedoch bedeutende Hürden überwunden und ein passfähiger Arbeitsmodus etabliert werden. Im Rahmen dieses Vortrags wird ein Resümee des bisherigen Projektverlaufs gezogen und ein Ausblick auf die künftige Nutzung von Routinedaten im Rahmen des Pandemiemanagements und anderen (Krisen-)Situationen gewagt. Folgende Fragen sollen hierbei in den Vordergrund gestellt werden: 1. Welche zentralen Herausforderungen gab es für das Projekt? 2. Welche Lösungsansätze erwiesen sich als (nicht) tragfähig? 3. Inwieweit konnten durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure Synergien erzeugt werden? 4. Welche Implikationen ergeben sich für die Bearbeitung künftiger Forschungsfragen? 5. Wie können Routinedaten noch besser genutzt werden, um zeitnah Evidenz für wichtige Fragestellungen zu schaffen?