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Tag der Organspende am 03.06.2023
In Deutschland warten gut 8.500 Menschen auf eine Organspende (www.Bundesärztekammer.de). Zum Tag der Organspende möchte die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (dggö) auf die Dringlichkeit der Erhöhung der Organspendenraten hinweisen, um diesen Menschen ein (besseres) Leben zu ermöglichen. Dass es in Deutschland Luft nach oben gibt, zeigt auch ein Vergleich innerhalb der EU: Sowohl in den Lebendspenden als auch bei postmortalen Spenden pro Million Einwohner (Abbildung 1) hinkt Deutschland hinterher.
Abb. 1: Organspendenraten nach Hirntod (dunkelblau), Herztod (orange-rot) und Lebendspenden (hellblau) pro Mio. Einwohner in europäischen Ländern 2019, Quelle: Vanholder, R., Domínguez-Gil, B., Busic, M. et al. Organ donation and transplantation: a multi-stakeholder call to action. Nat Rev Nephrol 17, 554–568 (2021). https://doi.org/10.1038/s41581-021-00425-3
Um von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen, hat die dggö eine Kurzserie an virtuellen dggö Talks rund um das Thema Organspende organisiert. Am Mittwoch, 31.05.23, sprach der Wirtschaftsnobelpreisträger und Professor der Stanford University Alvin Roth vor einem breiten Publikum im 6. virtuellen dggö Talk (s. https://www.dggoe.de/aktuelles für Details) über Möglichkeiten des Nierentausches zwischen kompatiblen, aber zuvor unbekannten Paaren und die Umsetzung von Überkreuzspenden sowie von Tauschketten in den USA.
Anders als in den USA ist in Deutschland eine Lebendspende außerhalb des engeren Familienkreises nur möglich, wenn zuvor eine enge Beziehung zwischen Spender*in und Empfänger*in offiziell beschieden wurde. Alvin Roth konstatierte am Beispiel der Überkreuzspenden für Nieren, dass es für deutsche Kliniken zu aufwendig und langwierig sei, vor einer Kommission die enge Beziehung zwischen zwei kompatiblen, aber unverwandten Spenderpaaren nachzuweisen. Dies sollte vereinfacht werden, zumal in der deutschen Bevölkerung grundsätzlich eine sehr große Unterstützung für einen Nierentausch herrsche. Wie Abbildung 2 aus einer wissenschaftlichen Umfrage von Roth und Wang (2020) verdeutlicht, stimmen 79% sogar dem Nierentausch über Ländergrenzen und außerhalb des Familien- und Bekanntenkreises zu, obwohl ein solcher Tausch in Deutschland derzeit rechtmäßig nicht möglich ist.
Abb. 2: Unterstützung der Legalisierung von globalem Nierentausch in der Bevölkerung in % der Befragten. Nach Roth und Wang (2020)
In den zwei kommenden virtuellen dggö Talks der Kurzserie über Spendenverhalten wird es am 28.06.2023, 17-18 Uhr, mit Rebecca Zimmering von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung um das Thema "Organspende in Deutschland: Grundlagen, aktuelle Situation und Diskussionen" gehen.
Am 16.08.2023, 12-13 Uhr, wird Professor Robert Slonim von der University of Technology Sydney zum Abschluss über ein verwandtes Thema, die Blutspende, sprechen.
Sie sind zu beiden Talks herzlich eingeladen. Der Zoom-Link wird kurz vorher auf unserer Webseite bekannt gegeben.
Denken Sie über Organspende nach oder möchten spenden? Bitte sprechen Sie mit Ihren Angehörigen über Ihre Wünsche und formalisieren Sie sie in einem Organspendeausweis.
Hier finden Sie mehr Informationen und einen Organspendeausweis https://www.organspende-info.de/ (Urheber ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)).
Außerdem weist die dggö darauf hin, dass die Möglichkeit der Organspende in der Patientenverfügung genannt werden muss, um Widersprüche zu vermeiden. Bitte prüfen Sie Ihre Verfügung dahingehend. Sie finden mehr Informationen und Formulierungsbeispiele hier https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-patientenverfuegung/ und eine ausführliche Broschüre des Bundesministeriums der Justiz hier https://www.bmj.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Patientenverfuegung.pdf?__blob=publicationFile&v=43.
Weitere Aktivitäten der BZgA zum Tag der Organspende finden Sie hier: https://www.organspende-info.de/aktuelles/tag-der-organspende/
Annika Herr, Vorstandsvorsitzende der dggö, vorstand@dggoe.de, Leibniz Universität Hannover
www.dggoe.de
*** English version ****
Day of Organ Donation on June 3, 2023
In Germany, there are about 8,500 people waiting for an organ donation (www.Bundesärztekammer.de). On the Day of Organ Donation, the German Society for Health Economics (dggö) wants to emphasize the urgency of increasing organ donation rates to improve the lives of these individuals. This applies equally to deceased organ donation and living donation. An international comparison also shows that there is room for improvement in Germany: Both in terms of living and deceased donations per million population, Germany lags behind in the EU (see Figure 1).
Fig. 1: Organ donation rates per million population in European countries 2019, Source: Vanholder, R., Domínguez-Gil, B., Busic, M. et al. Organ donation and transplantation: a multi-stakeholder call to action. Nat Rev Nephrol 17, 554–568 (2021). https://doi.org/10.1038/s41581-021-00425-3
To learn from the experiences of other countries, the dggö has organized a short series of virtual dggö Talks on donation behavior in healthcare. On Wednesday, May 31, 2023, Nobel laureate in economics and professor at Stanford University, Alvin Roth, spoke to a broad audience in the 6th virtual dggö Talk (see https://www.dggoe.de/aktuelles for details) about the possibilities of kidney exchange between compatible but previously unknown pairs and the implementation of cross-over donations and exchange chains in the US.
Unlike in the US, in Germany, living donation outside of close family is only possible if a close relationship between the donor and recipient has been officially confirmed. Alvin Roth noted in the case of cross-over kidney donations, that it was very complicated for German hospitals to build up and prove a close relationship between two pairs of donors in front of a commission. This should be simplified, especially considering the overall strong support for kidney exchange among the German population. As Figure 2 from a survey conducted by Roth and Wang (2020) illustrates, 79% even agree to kidney exchange across borders and outside of family and friends, although such an exchange is currently not legally possible in Germany.
Fig. 2: Percentage of surveyed population supporting legalization of global kidney exchange. Extracted from Roth and Wang (2020)
In the next two virtual dggö Talks of the short series on donation behavior in healthcare markets, on June 28, 2023, from 5 pm to 6 pm, Rebecca Zimmering from the Federal Centre for Health Education will discuss the topic "Organ Donation in Germany: Fundamentals, Current Situation, and Discussions".
On August 16, 2023, from 12 pm to 1 pm, Professor Robert Slonim from the University of Technology Sydney will conclude the series by speaking on a related topic, blood donation.
You are cordially invited to both talks. The Zoom link will be announced shortly before on our website.
For more information on organ donation in Germany see the website of the Federal Centre for Health Education in Germany (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA) in short in English href="https://www.bzga.de/home/key-topics/organ-and-tissue-donation/">https://www.bzga.de/home/key-topics/organ-and-tissue-donation/ or here in more detail in German www.organspende-info.de .
Annika Herr, Spokeswoman of the dggö, vorstand@dggoe.de, Leibniz Universität Hannover
www.dggoe.de/en